Die Automatenuhr

Die genaue Zeitmessung in der abendländischen Kultur wurde mit dem Chorgebet der Mönche und der Chorherren notwendig, die die Gebetszeiten, die Horen, pünktlich gemeinsam beginnen mussten. Zu jedem Chorgestühl gehörte deshalb seit dem Mittelalter eine Uhr, die in der Kirche zuverlässig und vernehmlich die Stunde schlug. Darüber hinaus stellten die Räderuhren als Abbild des Gestirnsablaufes den Kosmos dar, der in das Gotteslob ebenso mit einbezogen werden sollte wie der Gedanke aller Vergänglichkeiten des diesseitigen Lebens, das in der Form des persönlichen Lebens und Gebets eine ausreichende Qualifikation für das jenseitige Leben schaffen sollte.

In der Frauenkirche gibt es wohl seit dem Bestehen des Stiftes Zu Unserer Lieben Frau eine Uhr, ab spätestens 1568 ist diese Figurenuhr. Sie hatte ein Zifferblatt mit zwei beweglichen Löwen als Haltern, darunter ein von Uhrwerken angetriebenes Figurentheater mit Gottvater, Jesus und Maria. Ein Zifferblatt darunter zeigte den Sonnenlauf, die Planeten und die Tierkreiszeichen; eine Mondkugel realisierte die jeweilige Mondphase. Der Uhrmeister ist nicht bekannt; die Holzfiguren stammen wahrscheinlich von Erasmus Grasser. 1749 wurde im Rahmen einer Renovierung ein krähender Hahn angebracht. Im 18./19. Jahrhundert wurde das Uhrengehäuse je nach dem Kunstempfinden der Zeit verändert.

Das Spiel der Automatenuhr zeigt die Fürbitte von Christus und Maria bei Gottvater.

Die Menschen, die vor über 450 Jahren diese Uhr geschaffen haben, wollten nicht nur einfach eine Zeitanzeige haben, sondern sehen, was in der Zeit offenbar wird, nämlich die Rettung des Menschen aus dem Unheil, die Erlösung. Gott sendet Jesus; er kommt durch Maria in die Welt, um uns zu retten. Dabei ist der Mensch in dieser seiner Welt angesprochen; darum spielen Sonne und Mond mit, und es ist konkret der Mensch in Bayern angesprochen, darum spielen dabei sogar bayerische Löwen mit.